Aus Verlust und Zerstörung ins Leben finden

Heute durften wir an verschiedenen Orten der Erzdiözeze Jaro Menschen kennenlernen, die im November 2013 durch den Taifun Yolanda beinahe alles verloren hatten. Damals wurden in der Region große Landstriche komplett verwüstet, so dass selbst die Menschen, die überlebten, keine Zukunft mehr sahen. Häuser, Fischerboote und Felder waren zerstört.

Hilfsorganisationen aus aller Welt kamen in die Region, doch die Absprachen untereinander waren leider oft schlecht und die Hilfe nicht nachhaltig. Die Erzdiözeze, vertreten durch das Seelsorgeamt, trat hier vor Ort mit einigen Organisationen in Kontakt, wodurch ein gutes Netzwerk und eine wertvolle Zusammenarbeit entstand, bei der jeder  Beteiligte sein Wissen beisteuern konnte. 

Das Seelsorgeamt, unterstützt durch Bukal ng Tipan, brachte den Kontakt mit den Betroffenen vor Ort mit ein. Durch den partizipativen Ansatz wurden Menschen befähigt und im Glauben bestärkt um sich eine neue Existenz aufzubauen. Durch die Erstellung von dreidimemsionalen Landkarten, mit eingezeichneten Gefahrenquellen erarbeiteten die Menschen, durch welche Gegebenheiten in ihrer Umwelt (z.B. Erdrutschzonen oder gerodete Waldgebiete) ihre Existenz schnell in Gedahr geraten könnte. Daraus folgten dann Projekte in Eigeninitiative, um die Existenz zu sichern (z.B. durch Aufdorstung). Auch entwickelten die Menschen vor Ott ökonomische Perspektiven. Die Berichte der Betroffenen gaben uns heute Zeugnis davon, wie wichtig die kirchlichen Basisgemeinden und der geteilte Glaube für diesen Prozess waren.

Am Vormittag waren wir in Lemory zu Gast. Hier hatte der Taifun Yolanda neben den meisten Häusern auch die Kirche zerstört – vor allem ihr Dach davongetragen. Inzwischen gibt es eine neue Kirche, die viel größer ist, da nur so alle Menschen Platz haben. In ihrer Einfachheit – eher wie eine halboffene Markthalle mit Zeltdach – machte die einfache Kirche einen wunderbar offenherzigen Eindruck. Die vielen Menschen füllten sie mit Leben, die unterm Dach leben Vögel mit Gesang.

Die alte Kirche wurde stattdessen in eine Art selbst betriebenen Supermarkt umgestaltet. Menschen aus der Gemeinde fahren regelmäßig zum weiter entfernten Großmarkt. In ihrem Markt verkaufen sie dann die Lebensmittel und Artikel für den täglichen Bedarf nur unwesentlich teurer, was den Menschen vor Ort zu Gute kommt, die sich die hohen Preise der Zwischenhändler sparen. Darüber hinaus verfügt der Markt über viele winzige Zweigstellen in den nderen Orten der Pfarrei und sichert so auch Menschen in abgelegenen Därgern den Zugang zu den Waren. Der Laden wird genossenschaftlich betrieben und der Großteil der Menschen der Pfarrei ist daran beteiligt und sichert sich so die Unabhängigkeit von den großen Konzernen.

Eindrücklich berichtete vor Ort eine Familie davon, wie die damals vor Ort neue Struktur der Basisgemeinde und die Treffen mit dem Bibelteilen und der Formation sie als Familie einander näher gebracht hätten: Der Alltag sei immernoch hart, aber von gegenseitigen Verständnis geprägt. Sie kämen mehr miteinander ins Gespräch, wären mehr Familie als Zweckgemeinschaft. Auch htten sie mehr Freunde gewonnen und die Nachbarschaft sei eine Gemeinschaft geworden, in der man mehr miteinander lebt als neinander vorbei und in der man sich unterstützt. 

Nachdem wir vor Ort die Krippenausstellung bewundern durften, in der – landestypisch bereits zu dieser Jahreszeit und ebenfalls typisch sehr bunt – Gemeinde Gruppen aus Abfällen wunderschöne Krippen für einen Wettbewerb gebaut hatten, machten wir uns auf den Weg zur nahegelegenen Versammlung wo Vertreter aus mehreren BECs zusammen kamen. Gemeinsam mit Ihnen nahmen wir an der dortigen Formation teil und durften so auch erleben, wo die Menschen ihren Halt und ihre Inspiration finden: In der heiligen Schrift. 

Nach einem guten Austausch und dem erneuten Erleben der philippinischen Gastfreundschaft begaben wir uns dann am Nachmittag in eine Ortsgemeinde am Meer, die nach der großen Katastrophe eine neue Einnahmequelle gefunden hatte: Seetang.

Früher hatten die Menschen dort zum Großteil von der illegalen Dynamit-Fischerei gelebt. Auch Glücksspiel war weit verbreitet. Nach der großen Zerstöhrung und zusätzlich starker Kontrollen durch die Regierung war die Not dort sehr groß. In den Gottesdienst lichen Zusammenkünften schöpfen die Menschen Kraft und Hoffnung und suchten aktiv nach neuen Wegen.

  • Ein Mann aus der Gemeinde kam auf die Idee, eine bestimmte Sorte Seetang anzubauen.  Er behielt die Idee nicht für sich und seinen eigenen Profit (was man auch daran sieht, dass seine Hütte genau so einfach ist, wie die der Nachbarn) sondern teilte sie mit der ganzen Gemeinde. Heute können 400 Familien an der dortigen Küste mit dem Anbau, der Weiterverarbeitung und dem Handel von und mit Seetang ihren Lebensunterhalt sichern. Ziel ist es, dass sie zukünftig neben den Lebensmitteln auch immer mehr andere Produkte in Eigenherstellung vermarkten können. Hervorzuheben ist an dem Projekt auch, dass Forscher der philippinischen Universität darauf aufmerksam wurden. USAID hat ein spezielles Trockner-Gerät entwickelt dass verschiedene Möglichkeiten der Energieversorgung hat und auch bei schlechtem Wetter din Weiterverarbeitung des Tangs ermöglicht. Dieser Seetang, der nur unter spezifischen Wasserverhältnissen gut gedeiht, könnte in Zukunft weltweit ein wichtiger Rohstoff werdern. So wird er bereits in vielen Kosmetika eingesetzt aber auch bei der Herstellung verschiedener Kunststoffe.

Rückreise

Am Donnerstag packten wir wieder unsere Koffer:

Nicht nur mit unseren Sachen, die wir schon aus Deutschland mitgebracht haben, sondern auch mit vielen wertvollen und kostbaren Erlebnissen und Erfahrungen, die wir machen durften.

Zweite Kapelle im Haus Maryhill

Wir nehmen die vielen Begegnungen mit Menschen mit, die ihr Leben aus einer tiefen Verbundenheit zu Gott leben – und uns offen an ihren Freuden, Sorgen & Nöten teilhaben ließen.

Wir nehmen die tolle Begleitung durch das Bukal ng Tipan-Team mit, die uns ihren Weg zur partizipativen Kirche in der und für die Welt nahegebracht haben.

Und natürlich nehmen wir auch eine riesengroße Dankbarkeit mit nach Hause: für alle, die uns die Reise ermöglicht haben, zu Hause die Stellung gehalten haben und uns auch während der Reise mit einer enormen Gastfreundlichkeit aufgenommen haben.

Vielen herzlichen Dank und „Vergelt’s Gott“!

Hier nun noch ein paar Fotos von unserem letzten Tag in Manila:

Markthalle Greenhills

Kathedrale von Manila

Weihnachtsbaum in der Manila Bay

Wir bedanken uns auch bei allen Leserinnen und Lesern & allen, die uns in Gedanken und im Gebet begleitet haben.

Was wir jetzt mit diesen Erfahrungen weiter machen?

Weitertragen – in maximaler Partizipation! Wir freuen uns, immer wieder auf die Reiseerfahrungen angesprochen zu werden und gemeinsam weiterzudenken, wie auch wir hier bei uns Kirche gemeinsam gestalten können!

Gottes Segen für diesen gemeinsamen Weg wünschen

Monika & Daniel.

Aus dem Flugzeug – Gebirge im Irak

Reflexionstag

Heute war unser letzter Tag mit Programm im Haus Maryhill in Manila – und die Auswertung der Reise stand an.

In verschiedenen Runden reflektierte erst jede/r für sich, dann in Kleingruppen und schließlich in der Großgruppe die Reise und die gemachten Erfahrungen.

Inhaltlich ließen wir uns vom Tagesevangelium leiten (hier gibt es den Text zum nachlesen).

Den Tag ließen wir dann mit einem Getränk auf der Dachterrasse und einem gemütlichen Abend ausklingen.

Hier ein paar Fotos vom Haus, dem letzten Tag und dem Abend.

Adventskranz im HausBrunnen im Eingangsbereich

Kapelle im Haus

Vision von Bukal ng Tipan

Typische Hütte im Garten

Ausblick von der Dachterrasse auf Metro-Manila

Reisetag – von Naburot nach Metro-Manila

Inhaltlich lässt sich vom heutigen Tag nicht viel berichten, wohl aber von den gegensätzlichen Eindrücken, die uns heute, wie eine Zusammenfassung der ganzen Reise, begegnet sind.

Gestartet sind wir heute morgen zu Fuss über die kleinen Inselpfade und über eine Natursteintreppe und eine Bambusbrücke zur Anlegestelle des Drachenbootes. So heißen die traditionellen Boote, die tägliches Transport- und Fortbewegungsmittel vieler Philippinos in den Küstenregionen sind. Die seitlichen Ausleger aus Bambusrohren wirken optisch wie die Flügel eines Drachen.

Mit dem Boot fuhren wir eine gute Stunde die Küste entlang, vorbei an vielen Inseln, wo die Menschen sehr einfach mitten in der Natur leben, viele von der Fischerei.

Am Hafen von Iloilo angekommen, wurden wir von den Kleinbussen abgeholt, die uns zuerst zu unseren Koffern und später zum Flughafen bringen sollten. Bei diesen handelte es sich diesmal um ’normale‘ Kleinbusse und nicht um die landestypischen Jeepneys, die aber wie immer, gemeinsam mit den kleinen Tricyclen (Motorräder mit Beiwagen, die manchmal ganz großfamilin transportieren), das Stadtbild prägten.

Wir fuhren vorbei an den unterschiedlichsten Arten von Behausungen: Große städtische Stein- und Betonhäuser, aber auch viele einfache Hütten aus Wellblech, Holz oder was auch immer gerade vorhanden war. Die meisten Menschen schienen sich, wie immer, auf der Straße zu befinden: Menschen aller Altersgruppen, wobei 60% der Bevölkerung unter 20 Jahren alt sind.

Gnadenbild „Unsere liebe Frau von den Kerzen“ an der Kathedrale (Bischofskirche) in Jaro, einem Stadtteil von Iloilo

Mit einem kurzen Zwischenstopp an der Kathedrale in Jaro  schlängelte wir uns durch den Verkehr – Verkehrsregeln werden hier übrigens mehr wie Vorschläge gehandhabt: Ob man eine Straße an einem Zebrastreifen überquert oder einfach so, macht quasi keinen Unterschied. Auch rote Ampeln hindern hier niemanden am Weiterfahren. Da die Philippinos aber sehr aufmerksame Fahrer sind, kommt es scheinbar nie zu Unfällen. Und noch etwas fiel auf: die meisten Fahrzeuge haben am Rückspiegel einen Rosenkranz Höhen oder verfügen über irgendeine Art kleines Gnadenbild im Fahrerraum. Immer wenn der Fahrer an einer Kirche vorbeikommt, berührt er als Zeichen diesen Gegenstand und macht ein Kreuzzeichen. Aufmerksam eben.

Am Flughafen angekommen begegnenten wir dem typischen flugreisenden Philippino: meistens auf dem Weg zur Arbeit oder auf dem Heimweg. Manche in Arbeiterkluft, andere im Businessdress. Oftmals, als zusätzliches Gepäckstück neben dem Koffer ein großes Paket aus Pappe mit viel Klebeband fixiert dabei.

Unser schließlich einstündiger Flug führte uns dann in die Großstadt Manila. Vor dem Flughafen wurden wir wieder von Kleinbussen erwartet, mit denen wir uns im Schneckentempo durch den mehrspurigen Berufsverkehr bewegten. Für knapp 15 Kilometer brauchten wir gut drei Stunden. Manila verfügt über kein Personennahverkehrssystem – ausser der kleinen übervollen Jeepneys, die wie jeder PKW auf die Straße angewiesen sind. So kann man für wenige Kilometer mehrere Stunden unterwegs sein – zu beinahe jeder Tageszeit. Neben einigen moderneren Motorrollern waren wir hier vor allem von eher schicken und großen Autos umgeben. Der Philippino, der es sich leisten kann, mag es da wohl eher amerikanisch und fährt einen polierten Pickup oder SUV.

Nach einem insgesamt elfeinhalb sündigen Reisetag mit verschiedensten Verkehrsmitteln kamen wir schließlich müde und erschöpft im Haus Maryhill des CICM an. Von hier aus konnten wir über die sternerfüllte Weihnachtsdeko hinweg sowohl aus der Kapelle, als auch von der Trasse aus über die Skyline von Metro-Manila blicken. Ein guter Abschluss für einen langen Tag, der uns noch einmal die Lebenssituation der Menschen hier vor Ort vor Augen geführt hat.

Ausblick vom Haus Maryhill in Richtung Metro-Manila – heute sahen wir nur noch die Nachtansicht

Inseltag

Von Montagmorgen bis Dienstagmorgen stand ein „Day off“ auf dem Programm.

Und wo kann man besser abschalten und die bisherigen Eindrücke für sich selbst verarbeiten, als auf einer einsamen Insel?

Kurz zusammengefasst: es tat wirklich gut und war wunderschön.

Hier ein paar Bilder – statt langem Text.

Die Insel Bayas

Am heutigen Sonntag durften wir erleben, wie Menschen, die nicht am Pfarrei-Ort wohnen, am Sonntag als Gemeinde zusammenkommen und Gottesdienst feiern.

Kirche in Estancia

Morgens trafen wir bereits früh in der Pfarrkirche in Estancia ein, wo wie üblich am Sonntag stündlich die heilige Messe gefeiert wird. Bereits um 7:30 Uhr war die große Kirche zur ersten Sonntagsmesse so gefüllt, das auch viele Menschen draußen vor der Tür standen. Das in dieser Eucharistiefeier zum Leib Christi gewandelt Brot durften wir, begleitet von Frauen aus dem Parish(Pfarrei)-Formation-Team, auf eine Insel-BEC mitbringen.

Nach einer kurzen Fahrt zum Hafen von Estancia stiegen wir dort in traditionelle Drachenboote um. Weitere zwanzig Minuten später landeten wir an der Küste der kleinen Insel Bayas. Die letzten Schritte vom Boot bis zum Ufer liefen wir, mangels Landungssteeg, durchs Wasser. Die ‚Dorfstraße‘, ein schmaler Weg, führte uns an vielen sehr einfachen Hütten vorbei zur Kapelle, wo wir bereits von der großen Gemeinde erwartet wurden.

Auf der Insel gibt es zwei Kapellen – diese haben wir nur kurz besichtigt.

Gemeinsam feierten wir einen sehr feierlichen Gottesdienst – ähnlich einer Wortgottesfeier mit Kommunionausteilung. Letztere bildete eindeutig den Höhepunkt. Die Art und Weise, wie die Menschen vor Ort auch ohne Priester Gottesdienst feiern und trotzdem die Eucharistie im Mittelpunkt steht, ist sehr ergreifend. Auch das Selbstverständnis, dass man Teil der Großpfarrei ist, aus der morgens von der dortigen Messfeier die Eucharistie mitgebracht wurde, ist so beeindruckend, dass wir es nicht einfach in Worte fassen können. Es lässt sich nur sagen, dass in dem feierlichen Gottesdienst, unter Leitung und Beteiligung vieler Gemeindemitglieder, mit Jugendchor und Band, mit vielen Familien und jungen und alten Menschen die Gegenwart Christi und der Gemeinschaft stiftende Geist Gottes eindrücklich erfahrbar wurden.

Friedhof an der Küste der Insel Bayas

Rückfahrt nach Estancia

Diese besonderenderen Erfahrungen ließen uns auch nicht los, als wir mittags wieder zurück nach Iloilo aufbrachen, wo wir die Eindrücke der Exposures der letzten Tage ausführlich ins Gespräch brachten und damit den dritten Abschnitt unserer Reise abschließen durften.

Zum Ausklang gingen wir noch am Flußufer in Ilolio spazieren.

Die letzten Tage unserer Reise werden nun dazu dienen, die gesammelten Erfahrungen zu sortieren und miteinander zu reflektieren.

Da wir uns morgen in diesem Rahmen erst einmal für einen Tag zurückziehen und deshalb auch fernab vom Internet sind, wird es leider keinen Blogbeitrag geben. Den nächsten wird es dann hoffentlich am Dienstag Abend geben, wenn wir in Manila ankommen.

Paalam – auf Wiedersehen

Monika und Daniel

Rebuild – Wiederaufbau

Heute durften wir an verschiedenen Orten der Erzdiözeze Jaro Menschen kennenlernen, die im November 2013 durch den Taifun Yolanda beinahe alles verloren hatten. Damals wurden in der Region große Landstriche komplett verwüstet, so dass selbst die Menschen, die überlebten, keine Zukunft mehr sahen. Häuser, Fischerboote und Felder waren zerstört.

Hilfsorganisationen aus aller Welt kamen in die Region, doch die Absprachen untereinander waren leider oft schlecht und die Hilfe nicht nachhaltig. Die Erzdiözeze trat hier vor Ort mit einigen Organisationen in Kontakt, wodurch ein gutes Netzwerk und eine wertvolle Zusammenarbeit entstand, bei der jeder Beteiligte sein Wissen beisteuern konnte – das Rebuild-Programm.

Die Umsetzung der geteilten Vision der Erzdiözese Jaro kam dabei zu ihrer vollen Entfaltung:

Sie spricht von einer dreifachen stewartship (Haushälterschaft): im ökologischen Sinn (für eine intakte Umwelt), im gemeinschaftlichen Sinn (für eine starke und verlässliche Gemeinschaft vor Ort) und im wirtschaftlichen Sinn (damit Menschen Geld verdienen und damit leben können).

So erstellen die Gemeinden dreidimensionale Landkarten, mit eingezeichneten Gefahrenquellen (z.B. Erdrutschzonen oder gerodete Waldgebiete), die ihre Existenz schnell in Gefahr beingen. Daraus folgten dann Projekte in Eigeninitiative, um die Existenz zu sichern (z.B. durch Aufforstung).

Auch entwickelten die Menschen vor Ort wirtschaftliche Perspektiven: Die Berichte der Betroffenen gaben uns heute Zeugnis davon, wie wichtig die kirchlichen Basisgemeinden und der geteilte Glaube für diesen Prozess waren.

Am Vormittag waren wir in Lemery zu Gast. Hier hatte der Taifun Yolanda neben den meisten Häusern auch die Kirche zerstört – vor allem ihr Dach davongetragen. Inzwischen gibt es eine neue Kirche, die viel größer ist, da nur so alle Menschen Platz haben. In ihrer Einfachheit – eher wie eine halboffene Markthalle mit Zeltdach – machte die einfache Kirche einen wunderbar offenherzigen Eindruck. Die vielen Menschen füllten sie mit Leben, die unterm Dach leben Vögel mit Gesang.

Die alte Kirche wurde stattdessen in einen genossenschaftlichen Supermarkt umgestaltet – der von der Kirchlichen Basisgemeinde betrieben wird. Menschen aus der Gemeinde fahren regelmäßig zum weiter entfernten Großmarkt. In ihrem Markt verkaufen sie dann die Lebensmittel und Artikel für den täglichen Bedarf nur unwesentlich teurer, was den Menschen vor Ort zu Gute kommt, die sich die hohen Preise der Zwischenhändler sparen. Darüber hinaus verfügt der Markt über viele winzige Zweigstellen in den anderen Orten der Pfarrei und sichert so auch Menschen in abgelegenen Dörfern den Zugang zu den Waren.

Eindrücklich berichtete vor Ort eine Familie davon, wie sie damals die neue Struktur der Basisgemeinde erlebt hat. Die Treffen mit dem Bibelteilen und der Formation hat sie sich als Familie näher gebracht hätten. Der Alltag sei immernoch hart, aber von gegenseitigem Verständnis geprägt. Sie kämen mehr miteinander ins Gespräch, wären mehr Familie als Zweckgemeinschaft. Sie haben mehr Freunde gewonnen und die Nachbarschaft sei eine Gemeinschaft geworden, in der man mehr miteinander lebt als aneinander vorbei und in der man sich unterstützt.

Krippe aus Recyclingmaterialien

Nachdem wir vor Ort die Krippenausstellung bewundern durften, in der – landestypisch bereits zu dieser Jahreszeit und ebenfalls typisch sehr bunt – Gemeindegruppen aus Abfällen wunderschöne Krippen für einen Wettbewerb gebaut hatten, machten wir uns auf den Weg zur nahegelegenen Versammlung wo Vertreter aus mehreren BECs zusammen kamen. Gemeinsam mit Ihnen nahmen wir an der dortigen Formation teil und durften so auch erleben, wo die Menschen ihren Halt und ihre Inspiration finden: In der heiligen Schrift.

Rollenspiel bei der Formation

Nach einem guten Austausch und dem erneuten Erleben der philippinischen Gastfreundschaft begaben wir uns dann am Nachmittag in eine Ortsgemeinde am Meer, die nach der großen Katastrophe eine neue Einnahmequelle gefunden hatte: Seetang.

Auf dem Weg nach Tiabas – zur BEC, die Seetang verarbeitet.

Früher hatten die Menschen dort zum Großteil von der illegalen Dynamit-Fischerei gelebt. Auch Glücksspiel war weit verbreitet. Nach der großen Zerstörung und zusätzlich starker Kontrollen durch die Regierung war die Not dort sehr groß. In der Basisgemeinde war der Zusammenhalt auch dort immer sehr groß.

So groß, dass ein Mann aus der Gemeinde seine Idee teilte, eine bestimmte Sorte Seetang anzubauen. Er behielt die Idee nicht für sich und seinen eigenen Profit (was man auch daran sieht, dass seine Hütte genau so einfach ist, wie die der Nachbarn) sondern teilte sie mit der ganzen Gemeinde. Heute können 400 Familien an der dortigen Küste mit dem Anbau, der Weiterverarbeitung und dem Handel von und mit Seetang ihren Lebensunterhalt sichern. Ziel ist es, dass sie zukünftig neben den Lebensmitteln auch immer mehr andere Produkte in Eigenherstellung vermarkten können.

Seetang vor der Verarbeitung – frisch geerntet also.

USAID hat ein spezielles Trockner-Gerät gespendet, das verschiedene Möglichkeiten der Energieversorgung hat und auch bei schlechtem Wetter die Weiterverarbeitung des Tangs ermöglicht. Dieser Seetang, der nur unter spezifischen Wasserverhältnissen gut gedeiht, könnte in Zukunft weltweit ein wichtiger Rohstoff werdern. So wird er bereits in vielen Kosmetika eingesetzt aber auch bei der Herstellung verschiedener Kunststoffe.

Seetang-Chips, -Cracker und -Streifen. Alles sehr lecker.

Zum Abschluss des Tages fuhren wir dann nach Estancia, wo morgen unser Exposure weitergeht.

Reisetag

Nachdem uns in der Nacht erste Nachrichten über Schnee in der Heimat erreicht hatten, starteten wir den ersten Dezembermorgen diesen Jahres erneut bei tropischem Klima.

Wir brachen früh auf und fuhren von San Carlos quer durchs Gebirge nach Talisay zurück.

 

Dort durften wir ein letztes Mal die Gastfreundschaft im Institut-Haus Maryshore erfahren. Nach dem Mittagessen begaben wir uns dann zum Hafen und verließen mit letztem Blick auf die Küste die Insel Negros.

Nach zweistündiger Überfahrt erreichten wir den Hafen von Dumangas in der Nähe der Großstadt Iloilo auf der Insel Panay – unserem Aufenthaltsort für die nächsten Tage, wo wir im Rahmen der „Exposures“ verschiedene Basisgemeinden kennenlernen dürfen.

Bereits bei Ankunft auf der Insel nahmen wir wahr, wie sehr sich die Landschaft von der auf der Insel Negros unterscheidet: Statt der Zuckerrohr-Monokultur, die der ganzen Ebene von Negros ein eher karges Aussehen verleiht, herrscht hier ein abwechslungsreiches Landschaftsbild vor, bestehend aus Reisfeldern, kleinen Seen, Wäldchen und dazwischen liegenden Hütten.

Auch hier konnten wir deutlich die Armut eines Großteils der Bevölkerung erkennen, dennoch wirkte das Gesamtbild friedlicher und ausgeglichener.

Unser erstes Treffen mit Einheimischen folgte auf eine mehrstündige Busfahrt, die uns weg von Iloilo in die Kleinstadt Lemery führte – die aber trotz der großen Entfernung zur Bischofsstadt Iloilo zum Erzbistum Jaro gehört. Hier wurden wir nach dem Abendessen sehr herzlich von Father Robert Amalay und Weng Daquilanea begrüßt, die im JAPS arbeiten – dem Seelsorgeamt der Erzdiözese.

Nach einem informativen Abend, bei dem wir viel über die Strukturen innerhalb der Diözese und ihre besonderen pastoralen Schwerpunkte erfuhren, konnten wir den langen Reisetag in gemütlicher Runde beschließen. Wir sind gespannt, was uns morgen erwartet.

San Carlos

Heute starteten wir schon früh von Maryshore aus zu unserem ersten Exposure!

Einmal quer über die Insel, durchs Gebirge, fuhren wir nach San Carlos – und konnten dabei die wunderschöne Landschaft mit Reisfeldern, tiefgelegenen Flüssen und weiten Blicken übers Land bis zur Küste genießen.

Diese Berge mussten wir hoch und wieder runter – in Serpentinen.

In San Carlos fand heute die Diözesanversammlung in und um die Kathedrale statt.

Bischof „Gerry“ mit seinem Bischofsstab aus Bambus

Nach einer feierlichen Messe, bei der die große Kathedrale aus allen Nähten platzte, durften die Lebensfreude der Einheimischen beim Gemeindefest erleben.

Nach dem Essen starteten für die BEC-Leiter Formation-Treffen in der Kathedrale.

Wir durften Pause machen und trafen am Nachmittag den Bischof von San Carlos mit seinen diözesanen Formation-Team.

Sie erzählten uns über die Vision-Mission-Prozess der Diözese und begleiteten uns danach zu einer Basisgemeinde am Stadtrand.

Dort organisiert die Gemeinde eine Kinderspeisung für unterernährte Kinder aus der Umgebung. Täglich servieren Sie den Kindern eine Mahlzeit, heute Reis mit Hühnchen und einer Banane.

Zeitgleich fand für die Eltern eine Versammlung in der Kapelle statt. Bei der heutigen Formation, die einer Katechese für alle Altersgruppen ähnelte, wurde über Träume gesprochen und die geteilte Vision der Diözese vermittelt.

Abschließend besuchten wir die St. Judas Thaddäus Mission Station, die gerade dabei sind, eine Kapellengemeinde zu werden. Dort wurden wir freundlich empfangen und genossen die unglaubliche Gastfreundschaft bei Karaoke und Tanz.

BEC und Bergfest

Heute war der letzte Tag im Maryshore-Haus des Bukal-Instituts. Und es regnete schon die ganze Nacht und den Morgen über.

Blick aus der Kapelle aufs Meer.

Am letzten Seminartag drehte sich alles nochmal um die Basic ecclesial communites (BECs, Kirchliche Basisgemeinden).

Zuerst warfen wir einen Blick in die Geschichte:

In den 1960er Jahren entstanden erste Gemeinden im Süden der Philippinen und breiteten sich von dort immer weiter aus,

Meist entstanden sie aus Nachbarschaftsgebetsgruppen und gaben den Menschen gerade in politisch schwierigen Zeiten eine Stimme.

Doch leider mussten für ihre politisch motivierten Aktivitäten aus den BECs auch viele Menschen sterben. Angesichts dieser Gefahr veränderten sich viele Gemeinschaften weg von sozial-aktiven Gruppen hin zu rein liturgischen Gruppen.

Erst die friedliche Rosenkranz-Revolution, initiiert von BECs, Pfarreien und Diözesen mit ihren Bischöfen, ermöglichte den BECs wieder eine freie und uneingeschränkte Entwicklung.

Die philippinischen Bischöfe legten in ihrer Synode Anfang der 1990er Jahre die BECs als pastoralen Schwerpunkt fest.

So unterstützt das Bukal-Institut verschiedene Diözesen beim Aufbau von Kirchlichen Basisgemeinden – immer verbunden mit der geteilten Vision, die die Diözese partizipativ entwickelt hat.

Am Nachmittag stellte uns das Bukal-Team dann ihr Konzept vor, wie sie mit Facilitators (Anleiter, Ermöglicher) vor Ort im Lebensraum der Menschen BECs fördern und entwickeln.

Und: wir warfen einen Blick auf die Rolle der Leitung und des Priesters, die viel mehr eine Haltung der maximalen Partizipation möglichst vieler ist.

Die Details würden hier aber den Rahmen sprengen.

Zum Abschied aus dem Haus Maryshore in Talisay gab es dann heute einen Sundowner-Drink auf dem Dach und dazu nochmal einen Sonnenuntergang – gefolgt von Gottesdienst und einem wunderschönen Abschiedsfest mit Grillen im Pavillon an der Küste.

Ausblick vom Dach in Richtung Nachbarküste.

Am Donnerstag geht es dann mit den Exposure-Touren los. Wir erleben nach all der Theorie im Seminarblock das kirchliche Leben auf den Philippinen vor Ort – in unterschiedlichen Lebenszusammenhängen.

Wir sind gespannt – und hoffen, dass das Internet stark genug ist, um weiter zu berichten…