Kennenlernen & Eintauchen

Der Ausblick aufs Meer vom Institut aus.

Nach dem Ankommen in der neuen Zeitzone & ortstypischem Frühstück (viele Variationen von Eiern & sehr leckere Südfrüchte) ging es heute vor allem ums Kennenlernen des Bukal ng Tipan-Instituts am Vormittag und das Eintauchen in Kontext & Kultur der Insel Negros, auf der wir uns für den ersten Teil der Reise befinden.

Aber fangen wir vorne an:

Kennenlernen der Geschichte des Bukal-Instituts

Das Institut vom Meer aus angeschaut (und hinter Bäumen versteckt)

Die Geschichte des Instituts ist eng verbunden mit der Geschichte von Father Mark Lesage, der seit 1962 mit seinem Orden auf den Philippinen lebt.

In der Zeit des 2. Vatikanischen Konzils bekam er von seinem Ordensoberen den Auftrag, in Manila eine Pfarrei nach dem veränderten Kirchenbild des Konzils aufzubauen.

Dabei stellten sich ihm oft mehr Fragen als er Antworten finden konnte: Wie gelingt es, dass Kirche vom Volk Gottes getragen wird? Wie können dabei möglichst viele Menschen aktiv teilhaben und partizipieren?

Auf der Suche nach möglichen Antworten reiste er in unterschiedliche Regionen des Inselstaates – von denen er gehört hatte, dass dort Gemeinden nach einer ähnlichen Idee Kirche leben.

Wieder zurück von seinen Reisen erzählte, lehrte und predigte er in der Gemeinde von seinen Erfahrungen – immer und immer wieder für fast 10 Jahre.

Aber: Es veränderte sich scheinbar nichts, seine Anstöße und Ideen versandeten.

Dann kam Father Mark eine wichtige Erkenntnis:

I did dream for the people, not with the people.

(Ich habe für die Leute geträumt, nicht mit den Leuten.)

In einer Jugendgruppe, der „Quelle des lebendigen Wassers“, startete er, mit den Jugendlichen ihre eigene Vision vom Glauben & Leben teilen zu verwirklichen und für andere erlebbar zu machen.

In vielen Jahre wuchs diese Gruppe und veränderten auch das Leben in der gesamten Gemeinde und darüber hinaus.

Dann bekam Father Mark Lesage unerwartet (mit 65 Jahren) einen neuen Auftrag von seinem Ordensoberen: Den Aufbau eines Instituts, um die Erfahrungen und Lernschritte auf dem Weg zu einer geteilten Vision in die philippinischen Diözesen weiterzugeben.

Wichtig dabei: es sollte nicht darum gehen, das was, also den Inhalt zu vermitteln – sondern wirklich nur die Methodik, das wie.

Mit internationalen Impulsen (z. B. aus Südafrika von den Kleinen Christlichen Gemeinschaften) und mit Weggefährten, wie z.B. Estela Padilla, die auch aus der Jugendgruppe stammte, machte er sich an die Arbeit.

Dabei machte das Team die Erfahrung, dass es dazu eine radikale Kontextualisierung und den absoluten Lebensweltbezug für die jeweilige Diözese/Gemeinde/Nachbarschaft braucht, die gemeinsam eine Vision entwickeln möchte:

I had to remind myself: We’re on the Philippines and not in South Africa or somewhere else in the world.

(Ich musste mich immer wieder daran erinnern: Wie sind hier, auf den Philippinen, und nicht in Südafrika oder anderswo auf der Welt.)

So bauten sie seitdem gemeinsam das Bukal-Institut auf – nicht am grünen Tisch, sondern mit den Erfahrungen der letzten 30 Jahre und natürlich auch mit dem Wissen um manche Fehler und manches Scheitern.

Inzwischen begleitet das Institut Gemeinden und Diözesen im gesamten asiatischen Raum und gibt seine Erfahrungen aus diesen Begleitungen auch an Gruppen aus der ganzen Welt weiter – wie auch an uns.

Eintauchen in zwei Lebenswelten auf der Insel Negros

Ein Jeepney – ÖPNV auf philippinisch

Am Nachmittag ging es dann mit den Jipneys (einer Art Großraumtaxi) zu einer Gemeinde mit 60 Haushalten von Zuckerrohrbauern – direkt neben dem Zuckerrohrfeld.

Ein Wasserbüffel – das klassische Arbeitstier für die Landwirtschaft

Nach dem abenteuerlichen Hinweg (inklusive einer Flußdurchquerung zu Fuß) würden wir in dieser Kapllengemeinde sehr herzlich empfangen.

Haus des Incarnados – eine Art Ortsvorsteher

Die Gemeindemitglieder erzählten uns lebhaft aus ihrem Alltag, der sehr stark von der harten Arbeit geprägt ist.

Zuckerrohrfeld und die Straße zur Siedlung

Dort ist es selbstverständlich, dass Kirchengemeinde und Ortsgemeinde nicht zu trennen ist – und den Menschen vor Ort eine Stimme gibt.

Die Gemeinde hat im Taifun leider ihre Kapelle verloren und so fehlt im Moment ihr Dorfmittelpunkt – in der sich auch sonst viel vom Gemeindeleben abspielte.

Mit der Hand abgeerntetes Feld

Mit einem Lied in der Regionalsprache und leckeren gekochten Bananen wurden wir wieder verabschiedet – und nahmen viele Eindrücke mit.

Kathedrale von Bacolod

Am Abend erlebten wir dann eine radikal andere Lebenswelt: Durch den dichten Berufsverkehr fuhren wir in die Stadt Bacolod. Sie ist Bischofs- und Universitätsstadt sowie Sitz der Regionalverwaltung.

Die Unterschiede waren schon bei der Hinfahrt erkennbar: globale Ketten, eine Vielzahl von Geschäften und emsiges Treiben davor und darin.

Vielbefahrene Straße in Bacolod

Aber auch den Alltag in ärmeren Stadtvierteln mit einfachen Blechhütten und den Küchen direkt am Straßenrand.

Plaza in Bacolod, nahe der Kathedrale

Den Abend ließen wir dann in einem regionalen Fischrestaurant ausklingen – mit all den Eindrücken eines intensiven Tages.