Rückreise

Am Donnerstag packten wir wieder unsere Koffer:

Nicht nur mit unseren Sachen, die wir schon aus Deutschland mitgebracht haben, sondern auch mit vielen wertvollen und kostbaren Erlebnissen und Erfahrungen, die wir machen durften.

Zweite Kapelle im Haus Maryhill

Wir nehmen die vielen Begegnungen mit Menschen mit, die ihr Leben aus einer tiefen Verbundenheit zu Gott leben – und uns offen an ihren Freuden, Sorgen & Nöten teilhaben ließen.

Wir nehmen die tolle Begleitung durch das Bukal ng Tipan-Team mit, die uns ihren Weg zur partizipativen Kirche in der und für die Welt nahegebracht haben.

Und natürlich nehmen wir auch eine riesengroße Dankbarkeit mit nach Hause: für alle, die uns die Reise ermöglicht haben, zu Hause die Stellung gehalten haben und uns auch während der Reise mit einer enormen Gastfreundlichkeit aufgenommen haben.

Vielen herzlichen Dank und „Vergelt’s Gott“!

Hier nun noch ein paar Fotos von unserem letzten Tag in Manila:

Markthalle Greenhills

Kathedrale von Manila

Weihnachtsbaum in der Manila Bay

Wir bedanken uns auch bei allen Leserinnen und Lesern & allen, die uns in Gedanken und im Gebet begleitet haben.

Was wir jetzt mit diesen Erfahrungen weiter machen?

Weitertragen – in maximaler Partizipation! Wir freuen uns, immer wieder auf die Reiseerfahrungen angesprochen zu werden und gemeinsam weiterzudenken, wie auch wir hier bei uns Kirche gemeinsam gestalten können!

Gottes Segen für diesen gemeinsamen Weg wünschen

Monika & Daniel.

Aus dem Flugzeug – Gebirge im Irak

Reflexionstag

Heute war unser letzter Tag mit Programm im Haus Maryhill in Manila – und die Auswertung der Reise stand an.

In verschiedenen Runden reflektierte erst jede/r für sich, dann in Kleingruppen und schließlich in der Großgruppe die Reise und die gemachten Erfahrungen.

Inhaltlich ließen wir uns vom Tagesevangelium leiten (hier gibt es den Text zum nachlesen).

Den Tag ließen wir dann mit einem Getränk auf der Dachterrasse und einem gemütlichen Abend ausklingen.

Hier ein paar Fotos vom Haus, dem letzten Tag und dem Abend.

Adventskranz im HausBrunnen im Eingangsbereich

Kapelle im Haus

Vision von Bukal ng Tipan

Typische Hütte im Garten

Ausblick von der Dachterrasse auf Metro-Manila

Inseltag

Von Montagmorgen bis Dienstagmorgen stand ein „Day off“ auf dem Programm.

Und wo kann man besser abschalten und die bisherigen Eindrücke für sich selbst verarbeiten, als auf einer einsamen Insel?

Kurz zusammengefasst: es tat wirklich gut und war wunderschön.

Hier ein paar Bilder – statt langem Text.

Rebuild – Wiederaufbau

Heute durften wir an verschiedenen Orten der Erzdiözeze Jaro Menschen kennenlernen, die im November 2013 durch den Taifun Yolanda beinahe alles verloren hatten. Damals wurden in der Region große Landstriche komplett verwüstet, so dass selbst die Menschen, die überlebten, keine Zukunft mehr sahen. Häuser, Fischerboote und Felder waren zerstört.

Hilfsorganisationen aus aller Welt kamen in die Region, doch die Absprachen untereinander waren leider oft schlecht und die Hilfe nicht nachhaltig. Die Erzdiözeze trat hier vor Ort mit einigen Organisationen in Kontakt, wodurch ein gutes Netzwerk und eine wertvolle Zusammenarbeit entstand, bei der jeder Beteiligte sein Wissen beisteuern konnte – das Rebuild-Programm.

Die Umsetzung der geteilten Vision der Erzdiözese Jaro kam dabei zu ihrer vollen Entfaltung:

Sie spricht von einer dreifachen stewartship (Haushälterschaft): im ökologischen Sinn (für eine intakte Umwelt), im gemeinschaftlichen Sinn (für eine starke und verlässliche Gemeinschaft vor Ort) und im wirtschaftlichen Sinn (damit Menschen Geld verdienen und damit leben können).

So erstellen die Gemeinden dreidimensionale Landkarten, mit eingezeichneten Gefahrenquellen (z.B. Erdrutschzonen oder gerodete Waldgebiete), die ihre Existenz schnell in Gefahr beingen. Daraus folgten dann Projekte in Eigeninitiative, um die Existenz zu sichern (z.B. durch Aufforstung).

Auch entwickelten die Menschen vor Ort wirtschaftliche Perspektiven: Die Berichte der Betroffenen gaben uns heute Zeugnis davon, wie wichtig die kirchlichen Basisgemeinden und der geteilte Glaube für diesen Prozess waren.

Am Vormittag waren wir in Lemery zu Gast. Hier hatte der Taifun Yolanda neben den meisten Häusern auch die Kirche zerstört – vor allem ihr Dach davongetragen. Inzwischen gibt es eine neue Kirche, die viel größer ist, da nur so alle Menschen Platz haben. In ihrer Einfachheit – eher wie eine halboffene Markthalle mit Zeltdach – machte die einfache Kirche einen wunderbar offenherzigen Eindruck. Die vielen Menschen füllten sie mit Leben, die unterm Dach leben Vögel mit Gesang.

Die alte Kirche wurde stattdessen in einen genossenschaftlichen Supermarkt umgestaltet – der von der Kirchlichen Basisgemeinde betrieben wird. Menschen aus der Gemeinde fahren regelmäßig zum weiter entfernten Großmarkt. In ihrem Markt verkaufen sie dann die Lebensmittel und Artikel für den täglichen Bedarf nur unwesentlich teurer, was den Menschen vor Ort zu Gute kommt, die sich die hohen Preise der Zwischenhändler sparen. Darüber hinaus verfügt der Markt über viele winzige Zweigstellen in den anderen Orten der Pfarrei und sichert so auch Menschen in abgelegenen Dörfern den Zugang zu den Waren.

Eindrücklich berichtete vor Ort eine Familie davon, wie sie damals die neue Struktur der Basisgemeinde erlebt hat. Die Treffen mit dem Bibelteilen und der Formation hat sie sich als Familie näher gebracht hätten. Der Alltag sei immernoch hart, aber von gegenseitigem Verständnis geprägt. Sie kämen mehr miteinander ins Gespräch, wären mehr Familie als Zweckgemeinschaft. Sie haben mehr Freunde gewonnen und die Nachbarschaft sei eine Gemeinschaft geworden, in der man mehr miteinander lebt als aneinander vorbei und in der man sich unterstützt.

Krippe aus Recyclingmaterialien

Nachdem wir vor Ort die Krippenausstellung bewundern durften, in der – landestypisch bereits zu dieser Jahreszeit und ebenfalls typisch sehr bunt – Gemeindegruppen aus Abfällen wunderschöne Krippen für einen Wettbewerb gebaut hatten, machten wir uns auf den Weg zur nahegelegenen Versammlung wo Vertreter aus mehreren BECs zusammen kamen. Gemeinsam mit Ihnen nahmen wir an der dortigen Formation teil und durften so auch erleben, wo die Menschen ihren Halt und ihre Inspiration finden: In der heiligen Schrift.

Rollenspiel bei der Formation

Nach einem guten Austausch und dem erneuten Erleben der philippinischen Gastfreundschaft begaben wir uns dann am Nachmittag in eine Ortsgemeinde am Meer, die nach der großen Katastrophe eine neue Einnahmequelle gefunden hatte: Seetang.

Auf dem Weg nach Tiabas – zur BEC, die Seetang verarbeitet.

Früher hatten die Menschen dort zum Großteil von der illegalen Dynamit-Fischerei gelebt. Auch Glücksspiel war weit verbreitet. Nach der großen Zerstörung und zusätzlich starker Kontrollen durch die Regierung war die Not dort sehr groß. In der Basisgemeinde war der Zusammenhalt auch dort immer sehr groß.

So groß, dass ein Mann aus der Gemeinde seine Idee teilte, eine bestimmte Sorte Seetang anzubauen. Er behielt die Idee nicht für sich und seinen eigenen Profit (was man auch daran sieht, dass seine Hütte genau so einfach ist, wie die der Nachbarn) sondern teilte sie mit der ganzen Gemeinde. Heute können 400 Familien an der dortigen Küste mit dem Anbau, der Weiterverarbeitung und dem Handel von und mit Seetang ihren Lebensunterhalt sichern. Ziel ist es, dass sie zukünftig neben den Lebensmitteln auch immer mehr andere Produkte in Eigenherstellung vermarkten können.

Seetang vor der Verarbeitung – frisch geerntet also.

USAID hat ein spezielles Trockner-Gerät gespendet, das verschiedene Möglichkeiten der Energieversorgung hat und auch bei schlechtem Wetter die Weiterverarbeitung des Tangs ermöglicht. Dieser Seetang, der nur unter spezifischen Wasserverhältnissen gut gedeiht, könnte in Zukunft weltweit ein wichtiger Rohstoff werdern. So wird er bereits in vielen Kosmetika eingesetzt aber auch bei der Herstellung verschiedener Kunststoffe.

Seetang-Chips, -Cracker und -Streifen. Alles sehr lecker.

Zum Abschluss des Tages fuhren wir dann nach Estancia, wo morgen unser Exposure weitergeht.

Reisetag

Nachdem uns in der Nacht erste Nachrichten über Schnee in der Heimat erreicht hatten, starteten wir den ersten Dezembermorgen diesen Jahres erneut bei tropischem Klima.

Wir brachen früh auf und fuhren von San Carlos quer durchs Gebirge nach Talisay zurück.

 

Dort durften wir ein letztes Mal die Gastfreundschaft im Institut-Haus Maryshore erfahren. Nach dem Mittagessen begaben wir uns dann zum Hafen und verließen mit letztem Blick auf die Küste die Insel Negros.

Nach zweistündiger Überfahrt erreichten wir den Hafen von Dumangas in der Nähe der Großstadt Iloilo auf der Insel Panay – unserem Aufenthaltsort für die nächsten Tage, wo wir im Rahmen der „Exposures“ verschiedene Basisgemeinden kennenlernen dürfen.

Bereits bei Ankunft auf der Insel nahmen wir wahr, wie sehr sich die Landschaft von der auf der Insel Negros unterscheidet: Statt der Zuckerrohr-Monokultur, die der ganzen Ebene von Negros ein eher karges Aussehen verleiht, herrscht hier ein abwechslungsreiches Landschaftsbild vor, bestehend aus Reisfeldern, kleinen Seen, Wäldchen und dazwischen liegenden Hütten.

Auch hier konnten wir deutlich die Armut eines Großteils der Bevölkerung erkennen, dennoch wirkte das Gesamtbild friedlicher und ausgeglichener.

Unser erstes Treffen mit Einheimischen folgte auf eine mehrstündige Busfahrt, die uns weg von Iloilo in die Kleinstadt Lemery führte – die aber trotz der großen Entfernung zur Bischofsstadt Iloilo zum Erzbistum Jaro gehört. Hier wurden wir nach dem Abendessen sehr herzlich von Father Robert Amalay und Weng Daquilanea begrüßt, die im JAPS arbeiten – dem Seelsorgeamt der Erzdiözese.

Nach einem informativen Abend, bei dem wir viel über die Strukturen innerhalb der Diözese und ihre besonderen pastoralen Schwerpunkte erfuhren, konnten wir den langen Reisetag in gemütlicher Runde beschließen. Wir sind gespannt, was uns morgen erwartet.

San Carlos

Heute starteten wir schon früh von Maryshore aus zu unserem ersten Exposure!

Einmal quer über die Insel, durchs Gebirge, fuhren wir nach San Carlos – und konnten dabei die wunderschöne Landschaft mit Reisfeldern, tiefgelegenen Flüssen und weiten Blicken übers Land bis zur Küste genießen.

Diese Berge mussten wir hoch und wieder runter – in Serpentinen.

In San Carlos fand heute die Diözesanversammlung in und um die Kathedrale statt.

Bischof „Gerry“ mit seinem Bischofsstab aus Bambus

Nach einer feierlichen Messe, bei der die große Kathedrale aus allen Nähten platzte, durften die Lebensfreude der Einheimischen beim Gemeindefest erleben.

Nach dem Essen starteten für die BEC-Leiter Formation-Treffen in der Kathedrale.

Wir durften Pause machen und trafen am Nachmittag den Bischof von San Carlos mit seinen diözesanen Formation-Team.

Sie erzählten uns über die Vision-Mission-Prozess der Diözese und begleiteten uns danach zu einer Basisgemeinde am Stadtrand.

Dort organisiert die Gemeinde eine Kinderspeisung für unterernährte Kinder aus der Umgebung. Täglich servieren Sie den Kindern eine Mahlzeit, heute Reis mit Hühnchen und einer Banane.

Zeitgleich fand für die Eltern eine Versammlung in der Kapelle statt. Bei der heutigen Formation, die einer Katechese für alle Altersgruppen ähnelte, wurde über Träume gesprochen und die geteilte Vision der Diözese vermittelt.

Abschließend besuchten wir die St. Judas Thaddäus Mission Station, die gerade dabei sind, eine Kapellengemeinde zu werden. Dort wurden wir freundlich empfangen und genossen die unglaubliche Gastfreundschaft bei Karaoke und Tanz.

BEC und Bergfest

Heute war der letzte Tag im Maryshore-Haus des Bukal-Instituts. Und es regnete schon die ganze Nacht und den Morgen über.

Blick aus der Kapelle aufs Meer.

Am letzten Seminartag drehte sich alles nochmal um die Basic ecclesial communites (BECs, Kirchliche Basisgemeinden).

Zuerst warfen wir einen Blick in die Geschichte:

In den 1960er Jahren entstanden erste Gemeinden im Süden der Philippinen und breiteten sich von dort immer weiter aus,

Meist entstanden sie aus Nachbarschaftsgebetsgruppen und gaben den Menschen gerade in politisch schwierigen Zeiten eine Stimme.

Doch leider mussten für ihre politisch motivierten Aktivitäten aus den BECs auch viele Menschen sterben. Angesichts dieser Gefahr veränderten sich viele Gemeinschaften weg von sozial-aktiven Gruppen hin zu rein liturgischen Gruppen.

Erst die friedliche Rosenkranz-Revolution, initiiert von BECs, Pfarreien und Diözesen mit ihren Bischöfen, ermöglichte den BECs wieder eine freie und uneingeschränkte Entwicklung.

Die philippinischen Bischöfe legten in ihrer Synode Anfang der 1990er Jahre die BECs als pastoralen Schwerpunkt fest.

So unterstützt das Bukal-Institut verschiedene Diözesen beim Aufbau von Kirchlichen Basisgemeinden – immer verbunden mit der geteilten Vision, die die Diözese partizipativ entwickelt hat.

Am Nachmittag stellte uns das Bukal-Team dann ihr Konzept vor, wie sie mit Facilitators (Anleiter, Ermöglicher) vor Ort im Lebensraum der Menschen BECs fördern und entwickeln.

Und: wir warfen einen Blick auf die Rolle der Leitung und des Priesters, die viel mehr eine Haltung der maximalen Partizipation möglichst vieler ist.

Die Details würden hier aber den Rahmen sprengen.

Zum Abschied aus dem Haus Maryshore in Talisay gab es dann heute einen Sundowner-Drink auf dem Dach und dazu nochmal einen Sonnenuntergang – gefolgt von Gottesdienst und einem wunderschönen Abschiedsfest mit Grillen im Pavillon an der Küste.

Ausblick vom Dach in Richtung Nachbarküste.

Am Donnerstag geht es dann mit den Exposure-Touren los. Wir erleben nach all der Theorie im Seminarblock das kirchliche Leben auf den Philippinen vor Ort – in unterschiedlichen Lebenszusammenhängen.

Wir sind gespannt – und hoffen, dass das Internet stark genug ist, um weiter zu berichten…

Konkretisierung, Formation und Sonnenuntergang

Nachdem wir morgens mit gemeinsamen Bibelteilen und Gebet starteten, widmeten wir uns vormittags noch einmal abschließend dem Thema Vision um den Nachmittag dann über Formation ins Gespräch zu kommen.

In den vergangen Tagen wurde immer wieder thematisiert, dass es nicht möglich ist ein Modell zu kopieren, sondern notwendig zu kapieren, aus welchem Geist und Prozess heraus ein solches entsteht.

Am Beispiel der Pfarreiengemeinschaft Oberursel und Steinbach im Bistum Limburg wurde uns präsentiert, wie sich der Prozess der gemeinsamen Visionsfindung auch in einem ganz anderen kulturellen Kontext umsetzen lässt.

Inspiriert von ihrer Philippinenreise 2013 hatten Pfr. Andreas Unfried und Pastoralreferentin Susanne Degen Menschen in „ihrem Pfarrgemeinderat“ mit Neugier angesteckt. Nach weiteren Impulsen von anderen Seiten begab sich die Großpfarrei auf den Weg zu einer gemeinsamen Vision. Die Schilderung des langen aber intensiven Prozesses war äußerst beeindruckend und weckte viele Fragen – Fragen zu dem konkreten Prozess dort vor Ort aber auch Fragen darüber hinaus: Welche Elemente sind wirklich wichtig, um eine gemeinsame Vision zu finden? Was muss für verschiedene Orte davon angepasst werden? Wo müssen welche Impulse gesetzt werden? Wie gibt eine solche Vision und die im gleichen Prozess entstehende Gemeinschaft der Kirche vor Ort neu Gestalt?

Dabei entstand eine geteilte Vision für die Katholische Kirche in Oberursel Steinbach:

Bildquelle: Internetseite der Kath. Kirche Oberursel-Steinbach

Nun geht es vor Ort um die Umsetzung dieser Vision.

Einen Kommentar zur Vision und Mission von Father Mark Lesage möchten wir an dieser Stelle gerne noch teilen:

The vision gives you a sight.

The mission gives you feet.

But the passion gives you wings.

Die Vision gibt dir eine Blickrichtung. Die Sendung macht die Beine. Aber die Leidenschaft gibt dir Flügel.

Am Nachmittag ging es dann um die Formation. Und schon ein deutsches Wort dafür finden ist gar nicht so einfach. Man könnte es mit Zurüstung, Ausrüstung, Bildung, Einstimmung oder Vorbereitung übersetzen – aber alles trifft es nicht so ganz.

Deshalb behalten wir für den Blog den englischen Begriff Formation bei. Dabei geht es darum, Menschen in ihren Gemeinden, Nachbarschaften und Pfarreien zu vernetzen und ihre Lebenserfahrungen mit dem Glauben zu bereichern.

Dieses „Formen im Glauben“ kann auf unterschiedliche Art und Weise passieren – im Gespräch, durch konkretes Tun und Anpacken oder im Dialog mit anderen Menschen.

Die Vorbereitung auf Erstkommunion, Firmung oder Ehe sind auf den Philippinen eher klassische Formations, eine gemeinsame Aktion zum Schutz der Umwelt oder zur Verbesserung der Lebensbedingungen im Quartier ein sehr lebensnahes Beispiel.

In den Pfarreien und auf Diözesanebene gibt es auf den Philippinen spezielle Formation-Teams, die immer wieder mit Blick auf die geteilte Vision suchen, welche Formations es für welche Ebene braucht und dann Multiplikatoren fit machen, um die Formation durchzuführen.

Als kurze Unterbrechung des Seminars konnten wir dann den Sonnenuntergang am Meer bewundern. Und den teilen wir gerne zum Abschluss des heutigen Beitrags.

Vision

Der zweite Tag des Seminarblocks liegt hinter uns und wir haben uns mit dem Thema Vision und vor allem geteilte Vision beschäftigt.

Father Mark Lesage erzählte uns (ausgehend von seiner Lebensgeschichte), welche Rolle Visionen in seinem Leben spielten – schon als stolzer, heranwachsender Flame.

Eine Vision ist nichts, was dir nachts im Schlaf kommt – eine Vision lässt dich nachts nicht schlafen!

Und doch wies er auf die Gefahr hin, dass eine Vision nie nur von einer Person (z.B. des Leiters) kommen soll. Idealerweise entwickelt sich eine Vision gemeinsam und wird zu einer geteilten Vision.

In der Kirche auf den Philippinen ist diese Idee in vielen Diözesen Realität. Und beim Prozess der Visionsfindung sowie bei der Rückbesinnung auf die Vision unterstützt das Bukal ng Tipan-Institut.

So führten und am Nachmittag Aleli Gutierrez und Jojit Guevara in den Partizipationsprozess der geteilten Vision des Bukal-Teams ein.

Und das nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch: was sonst mit ganzen Diözesen in sechs bis acht Monaten entwickelt wird, erlebten wir im Schnelldurchlauf in drei Stunden.

Grundlage jeder Vision ist ein ehrliches und authentisches Bild der Lebenswirklichkeit der Menschen vor Ort.

Auf der „Graswurzel-Ebene“ befragen geschulte Menschen aus der Kerngemeinde in den verschiedenen Haushalten ihrer Pfarrei die Menschen – an ihrer Haustür.

In drei Fragen wollen sie von den Menschen wissen:

  • Was macht dich hier in deiner Nachbarschaft froh und glücklich?
  • Was macht dich hier traurig?
  • Wie müsste Kirche genau hier sein?

Die Ergebnisse werden (möglichst im Originallaut und -sprache) gesammelt und zusammengetragen, bis hin zu einer Diözesanversammlung, wo gemeinsam mit vielen Delegierten die Ergebnisse gesammelt und ausgewertet werden.

Dort entsteht zuerst in Kleingruppen, die immer größer wurden, ein Statement zur Vision und auch Mission für die gesamte Diözese.

Aus den verschiedenen Arbeitsentwürfen wird dann in einem demokratischen Prozess (jeder hat eine Stimme – auch die Priester und der Bischof, wie jeder Delegierte aus einer Pfarrei) ein gemeinsamer Arbeitsentwurf, der dann wieder in die Pfarreien und Kapellengemeinden zurückgetragen wird.

In jeder Gemeinde wird über diesen Entwurf gesprochen – vor allem, ob er noch eine Antwort auf die konkrete Lebenssituation bei Ihnen vor Ort gibt.

Aus diesen Rückmeldungen wird dann die schlussendliche, gemeinsame Vision im Statement festgehalten und für die gesamte Diözese in Kraft gesetzt.

Außergewöhnlich ist nicht nur die enorm hohe Partizipation auf allen Ebenen der Kirche, sondern auch, dass alle Phasen des langen Prozesses Gebet und Stille zentral in sich tragen.

Kein Beschluss wird getroffen, ohne die eigenen Ideen, Strukturen und Ergebnisse im Gebet in Gottes Hand zu legen. Diese Arbeitsweise hier vor Ort zu erleben, ist besonders beeindruckend.

Deshalb schließen wir heute auch mit einem Gebet:

Wir bringen das Saatgut in die Erde, das eines Tages aufbrechen und wachsen wird.

Wir begießen die Keime, die schon gepflanzt sind,

in der Gewissheit, dass sie eine weitere Verheißung in sich bergen.

Wir bauen die Fundamente, die auf weiteren Ausbau angelegt sind.

Wir können nicht alles tun. Es ist ein befreiendes Gefühl, wenn uns dies zu Bewusstsein kommt.

Es macht uns fähig, etwas zu tun – und es sehr gut zu tun.

Es mag unvollkommen sein, aber es ist ein Beginn, ein Schritt auf dem Weg,

eine Gelegenheit für Gottes Gnade, ins Spiel zu kommen und den Rest zu tun.

Wir mögen nie das Endergebnis zu sehen bekommen,

das ist der Unterschied zwischen Baumeister und Arbeiter.

Wir sind Arbeiter, keine Baumeister.

Wir sind Diener, keine Erlöser.

Wir sind Propheten einer Zukunft, die nicht uns allein gehört.

Amen.

Oscar Romero

Kirchenentwicklung & Christkönig

Sonntagsruhe gibt es auf den Philippinen scheinbar nicht… nach langer und lauter Partymusik aus der Nachbarschaft bis in den frühen Morgen starteten wir heute mit dem Seminarblock.

Father Mark Lesage, Aleli Gutierrez und Jojot Guevara von Bukal ng Tipan stellten uns das Modell der Kirchenentwicklung des Lumko-Instituts vor, das Sie in Südafrika kennengelernt hatten.

Es beschreibt Phasen, wie sich Kirche entwicklen kann und stellt besonders die Rollen von Leitung und Mitgliedern heraus.

Vier Phasen des Lumko-Modells.

Natürlich blieb es nicht bei der Vorstellung, in Kleingruppen machten wir uns zu verschiedenen Fragen rund um Rollen, Haltungen, Gefahren und Chancen in den Phasen Gedanken und diskutierten in der Großgruppe darüber.

Ausgehend von diesen Phasen entwickelte sich auf den Philippinen eine Vision von einer „participatory church in and for the world“ (eine partizipative Kirche in der und für die Welt).

Diese wird in den Basic ecclesial Communities (Kirchliche Basisgemeinden, kurz BEC) vielerorts auf den Philippinen gelebt. Was sie ausmacht, beschreibt die fünfte, speziell philippinische, Phase:

Eine BEC machen vier Merkmale aus:

Darüber berichten wir in den kommenden Tagen mehr, wenn wir verschiedene BECs auf den Philippinen besuchen.

Zum Abschluss des Seminarblocks brachten wir unsere Kirchenentwicklung sehr eindrücklich ins Gebet.

Am Abend ging es dann wieder in die Stadt Bacolod. Auf den Philippinen finden immer am Christkönigssonntag große Prozessionen statt, wie unsere Fronleichnamsprozessionen – nur viel lebendiger und bunter.

So sahen wir vom Straßenrand den Festwagen mit dem Allerheiligsten vorbeiziehen, erlebten eine Station mit mehr als 1000 Leuten auf der großen Plaza und besuchten anschließend die Hl. Messe in der Kathedrale – wo ein Christkönigsaltar aufgebaut war.